Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
60
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
deren Recht auf die Erbfolge anerkannt hatten, fo erhoben sich sehr bald
viele Feinde, um ihr die Erbschaft streitig zu machen. Friedrich bot ihr
seine Unterstützung an, wenn sie ihm Schlesien, auf das er ja gerechte An-
sprüche hatte (siehe § 25. 7), herausgeben wolle. Gleichzeitig ließ er aber
sein Heer im Dezember 1740 in Schlesien einrücken. Maria Theresia wies
stolz das Ansinnen Friedrichs zurück, und so mußte das Schwert entscheiden.
Schon hatten die Preußen den größten Teil Schlesiens besetzt, da rückte
ein österreichisches Heer gegen sie heran. Bei Mollwitz, unweit Brieg, kam
es am 10. April 1741 zur Schlacht. Die österreichische Reiterei war der
preußischen durchaus überlegen, schlug diese und stürmte nun auf die In-
fanterie ein. Aber jetzt zeigten sich die Früchte der zwanzigjährigen Arbeit
Friedrich Wilhelms I. und des alten Dessauers. Die Preußen schossen so
ruhig und schnell wie auf dem Exerzierplätze. Ein solch sicheres Feuer
hatten die kriegsgewohnten Österreicher noch nie erlebt, und demselben stand-
zuhalten, war ihnen nicht möglich; die Preußen siegten. Der junge Preußen-
könig hatte sich im Kampfe allzu sehr ausgesetzt und war von dem General
Schwerin bewogen worden, Truppen, die weiter weg standen, herbeizu-
führen. Hierbei geriet er fast in Gefangenschaft, und nur sein schneller
„Mollwitzer Schimmel" rettete ihn.
2. Maria Theresia eilte nach Preßburg und bat die Ungarn um Hilfe.
Diese rüsteten ihr ein neues Heer aus, das aber von Friedrich, der in-
zwischen seine Reiterei vermehrt und verbessert hatte, bei Chotusitz und
Czaslau (östlich von Prag) 1742 auch vollständig geschlagen wurde. Auch
von andern Feinden hart bedrängt, mußte Maria Theresia im Frieden zu
Breslau 1742 Schlesien mit der Grafschaft Glatz an Friedrich abtreten-
0. Der zweite Schlesische Krieg (1744 und 45).
Ihre anderen Feinde besiegte Maria Theresia bald und rüstete sich
im stillen schon zu einem neuen Kriege gegen Friedrich. In diesem Vor-
haben wurde sie von dem Könige von England bestärkt; dieser hatte ihr
als Trost sagen lassen: „Was leicht gewonnen ist, kann auch leicht wieder
herausgegeben werden!" Friedrich aber kam seiner Gegnerin zuvor und
zog 1744 bis Prag. Doch wurde er durch die Feindschaft der Bewohner-
Böhmens und durch Mangel an Lebensmitteln gezwungen, Böhmen zu
verlassen. Inzwischen waren die Österreicher in Schlesien eingefallen.
Friedrichs Lage war sehr schwierig, da seine Feinde von allen Seiten auf
ihn eindrangen. Bei Hohenfriedeberg und Striegau aber schlug er am
4. Juni 1745 dieselben so entscheidend, daß sie Schlesien räumen mußten.
Er zog den Feinden nach Böhmen nach und besiegte sie mit seinem kleineren
Heere bei Soor, unfern Trautenau. Nachdem auch noch der alte Dessauer
ein Heer der verbündeten Österreicher und Sachsen im Dezember bei
Kesselsdorf, in der Nähe von Dresden, mit dem größten Mute geschlagen
hatte, kam es zum Frieden von Dresden, der den Breslauer Frieden
bestätigte.
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 39. Der Deutsch-französische Krieg 1870 u. 71.
85
60 Millionen Mark Kriegskosten. Preußen nahm Schleswig-Holstein, Hannover,
Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. in Besitz und gründete mit allen
Staaten nördlich vom Main den Norddeutschen Bund. — Mit den
süddeutschen Fürsten schloß König Wilhelm ein Schutz- und Trutzbündnis
und wurde für den Kriegsfall zum Oberbefehlshaber auch der süddeutschen
Truppen bestimmt. — Gegen Italien hatte Österreich zwar gesiegt, doch
mußte es an jenes Venetien abgeben.
§ 39. Der Deutsch-französische Krieg 1870 und 71.
1. Ursache. Napoleon Iii. hatte nach seinen glücklichen Kriegen
(s. § 35. 6) die erste Rolle in Europa gespielt. Das französische Volk
nannte sich die große Nation und hielt sich für das ruhmreichste der Erde.
Nun war 1866 Preußen zu ungeahnter Macht gelangt, und sein Kriegs-
ruhm drohte den französischen zu verdunkeln. Die französische Eitelkeit
forderte eine Genugtuung, und so verlangte Napoleon vom König von
Preußen die Abtretung deutscher Gebiete auf dem linken Rheinufer. Selbst-
verständlich wies der echt deutsch gesinnte König Wilhelm dieses Ansinnen
zurück. Nun kannte der beleidigte Ehrgeiz der Franzosen keine Grenze mehr.
„Rache für Sadowa!" das wurde zmu Schlagworte für ganz Frank-
reich. Da ein stichhaltiger Grund zu einem Kriege nicht vorlag, so wurde
ein ganz nichtiger Anlaß zum Vorwand benutzt. Die Spanier hatten nüm-
lich ihre Königin vertrieben. Sie suchten nach einem neuen Könige, und
dabei fiel ihre Wahl, neben anderen, auf den Prinzen Leopold von
Hohenzollern. Das war ein entfernter Verwandter König Wilhelms,
aber auch des Kaisers Napoleon. Einen Hohenzollern aber wollten die
Franzosen in keinem Falle auf dem spanischen Throne dulden. Darum
sandte Napoleon seinen Botschafter Benedetti zum König Wilhelm, der
gerade zur Stärkung seiner Gesundheit im Bade Ems in Nassau weilte,
und forderte, der König solle dem Prinzen Leopold die Annahme der spa-
nischen Krone verbieten. Diese Forderung wies der König zurück, da der
Prinz in seinen Entschlüssen frei und selbständig sei. Obgleich nun der
Prinz auf die Krone verzichtete, so verlangte Napoleon doch, um König
Wilhelm zu demütigen, derselbe solle in aller Form erklären, daß er nie-
mals gestatten werde, daß ein Hohenzoller auf den spanischen Thron be-
rufen würde. Trotz mehrfacher Abweisung versuchte es Benedetti immer
wieder, die Erklärung, die Napoleon forderte, vom Könige zu erlangen. Da
ließ ihm der König Wilhelm sagen, daß er in dieser Angelegenheit nicht mehr
mit ihm verhandeln wolle. Das ganze deutsche Volk aber war empört über
die Beleidigung, die unserm ehrwürdigen König angetan war. — Die Fran-
zosen dagegen fühlten sich aufs tiefste verletzt, und „Krieg, Krieg!" und
„Nach Berlin, nach Berlin!" ertönte es durch ganz Frankreich. König
Wilhelm reiste sofort nach Berlin, denn die Lage war ernst. Wohin er
kam, wurde er in zwar feierlich-ernster, doch aber in hochbegeisterter Weise
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Napoleon Napoleon Wilhelm Leopold_von
Hohenzollern Leopold König_Wilhelms Wilhelms Napoleon Napoleon Benedetti Wilhelm Leopold Leopold Napoleon Wilhelm Benedetti Napoleon Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt_a._M. Main Italien Europa Frank- Bade_Ems Nassau Berlin Berlin Frankreich Berlin
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
60
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
deren Recht auf die Erbfolge anerkannt hatten, fo erhoben sich sehr bald
viele Feinde, um ihr die Erbschaft streitig zu machen. Friedrich bot ihr
feine Unterstützung an, wenn sie ihm Schlesien, auf das er ja gerechte An-
sprüche hatte (siehe § 25. 7), herausgeben wolle. Gleichzeitig ließ er aber
sein Heer im Dezember 1740 in Schlesien einrücken. Maria Theresia wies
stolz das Ansinnen Friedrichs zurück, und so mußte das Schwert entscheiden.
Schon hatten die Preußen den größten Teil Schlesiens besetzt, da rückte
ein österreichisches Heer gegen sie heran. Bei Mollwitz, unweit Brieg, kam
es am Io. April 1741 zur Schlacht. Die österreichische Reiterei war der
preußischen durchaus überlegen, schlug diese und stürmte nun auf die In-
fanterie ein. Aber jetzt zeigten sich die Früchte der zwanzigjährigen Arbeit
Friedrich Wilhelms I. und des alten Dessauers. Die Preußen schossen so
ruhig und schnell wie auf dem Exerzierplätze. Ein solch sicheres Feuer
hatten die kriegsgewohnten Österreicher noch nie erlebt, und demselben stand-
zuhalten, war ihnen nicht möglich; die Preußen siegten. Der junge Preußen-
könig hatte sich im Kampfe allzu sehr ausgesetzt und war von dem General
Schwerin bewogen worden, Truppen, die weiter weg standen, herbeizu-
führen. Hierbei geriet er fast in Gefangenschaft, und nur sein schneller
„Mollwitzer Schimmel" rettete ihn.
2. Maria Theresia eilte nach Preßburg und bat die Ungarn um Hilfe.
Diese rüsteten ihr ein neues Heer aus, das aber von Friedrich, der in-
zwischen seine Reiterei vermehrt und verbessert hatte, bei Chotusitz und
Czaslau (östlich von Prag) 1742 auch vollständig geschlagen wurde. Auch
von andern Feinden hart bedrängt, mußte Maria Theresia im Frieden zu
Breslau 1742 Schlesien mit der Grafschaft Glatz an Friedrich abtreten-
6. Der zweite Schlesische Krieg (1744 und 45).
Ihre anderen Feinde besiegte Maria Theresia bald und rüstete sich
im stillen schon zu einem neuen Kriege gegen Friedrich. In diesem Vor-
haben wurde sie von dem Könige von England bestärkt; dieser hatte ihr
als Trost sagen lassen: „Was leicht gewonnen ist, kann auch leicht wieder
herausgegeben werden!" Friedrich aber kam seiner Gegnerin zuvor und
zog 1744 bis Prag. Doch wurde er durch die Feindschaft der Bewohner-
Böhmens und durch Mangel an Lebensmitteln gezwungen, Böhmen zu
verlassen. Inzwischen waren die Österreicher in Schlesien eingefallen.
Friedrichs Lage war sehr schwierig, da seine Feinde von allen Seiten auf
ihn eindrangen. Bei Hohen friedeberg und Striegau aber schlug er am
4. Juni 1745 dieselben so entscheidend, daß sie Schlesien räumen mußten.
Erzog den Feinden nach Böhmen nach und besiegte sie mit seinem kleineren
Heere bei Soor, unfern Trautenau. Nachdem auch noch der alte Dessauer
ein Heer der verbündeten Österreicher und Sachsen im Dezember bei
Kesselsdorf, in der Nähe von Dresden, mit dem größten Mute geschlagen
hatte, kam es zum Frieden von Dresden, der den Breslauer Frieden
bestätigte.
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60
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
bereit Recht auf die Erbfolge anerkannt hatten, so erhoben sich sehr Mb viele Feinde, um ihr die Erbschaft streitig zu machen. Friedrich bot ihr seine Unterstützung an, wenn sie ihm Schlesien, auf das er ja gerechte An-spache hatte (siehe § 25. 7), herausgeben wolle. Gleichzeitig ließ er aber sein Heer im Dezember 1740 in Schlesien einrücken. Maria Theresia wies stolz das Ansinnen Friebrichs zurück, und so mußte das Schwert entscheiben. Schon hatten die Preußen den größten Teil Schlesiens besetzt, ba rückte ein österreichisches Heer gegen sie heran. Bei Mollwitz, unweit Brieg, kam es am 10. April 1741 zur Schlacht. Die österreichische Reiterei war der preußischen burchaus überlegen, schlug btefe und stürmte nun auf bte Infanterie ein. Aber jetzt zeigten sich die Früchte der zwanzigjährigen Arbeit Friedrich Wilhelms I. und des alten Dessauers. Die Preußen schossen so ruhig und schnell wie aus dem Exerzierplätze. Ein solch sicheres Feuer hatten die kriegsgewohnten Österreicher noch nie erlebt, und bemselben stanb-Zuhalten, war ihnen nicht möglich; die Preußen siegten. Der junge Preußen-fönig hatte sich im Kampfe allzu sehr ausgesetzt und war von dem General Schwerin bewogen worben, Truppen, die weiter weg stauben, herbeizuführen. Hierbei geriet er fast in Gefangenschaft, und nur sein schneller „Mollwitzer Schimmel" rettete ihn.
2. Maria Theresia eilte nach Preßbnrg und bat die Ungarn um Me. Diese rüsteten ihr ein neues Heer aus, das aber von Friedrich, der inzwischen seine Reiterei vermehrt und verbessert hatte, bei Chotusitz und Czaslau (östlich von Prag) 1742 auch vollstänbig geschlagen würde. Auch von andern Feinben hart bebrättgt, mußte Maria Theresia im Frieden zu Breslau 1742 Schlesien mit der Grafschaft Glatz an Friedrich abtreten-
C. Der zweite Schlesische Krieg (1744 und 45).
Ihre anberen Feinde besiegte Maria Theresia 6alb und rüstete sich im stillen schon zu einem neuen Kriege gegen Friedrich. In biesem Vorhaben würde sie von dem Könige von England bestärkt; biefer hatte ihr als Trost sagen lassen: „Was leicht gewonnen ist, kann auch leicht wieber herausgegeben werben!" Friedrich aber kam seiner Gegnerin zuvor und zog 1744 bis Prag. Doch würde er durch die Feinbsthast der Bewohner Böhmens und durch Mangel an Lebensrnitteln gezwungen, Böhmen zu verlassen. Inzwischen waren die Österreicher in Schlesien eingefallen. Friebrichs Lage war sehr schwierig, ba feine Feinde von allen Seiten auf ihn einbrangen. Bei Hohenfriebeberg und Striegau aber schlug er am 4. Juni 1745 biefelben so entfcheibenb, daß sie Schlesien räumen mußten. Er zog den Feinben nach Böhmen nach und besiegte sie mit feinem kleineren Heere bei Soor, unfern Traittenau. Nachbem auch noch der alte Desfauer ein Heer der verbünbeten Österreicher und Sachsen im Dezember bei Kesselsborf, in der Nähe von Dresben, mit dem größten Mute geschlagen hatte, kam es zum Frieden von Dresben, der den Breslauer Frieden bestätigte.
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C. Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
61
D. Der Siebenjährige Krieg (1756—63).
1. Ursache. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen. Eifrig suchte sie Bundesgenossen gegen Preußen. Die Kaiserin Elisabeth von Rußland und die allmächtige Geliebte des Königs von Frankreich, die Marquise von Pompadour, waren durch Friedrichs Spöttereien seine erbitterten Feindinnen geworden und schlossen sich an Österreich an. Dasselbe taten aus Mißgunst die meisten deutschen Fürsten, vor allen der Kurfürst von Sachsen, der auch König von Polen war; auch Schweden schloß sich diesem gewaltigen Bunde an. Im Jahre 1757 wollte
man von allen Seiten über Preußen herfallen und seinen großen König
wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigen. Friedrich erhielt Kunde von diesem Plane und kam seinen Feinden zuvor. Sein einziger Verbündeter war der König von England.
2. 1756 zog er plötzlich nach Sachsen, besetzte es und schloß das säch-
sische Heer bei Pirna ein. Ein österreichisches Heer, das unter Browne (Braun) zum Entsätze der Sachsen heranzog, wurde bei Lo wo sitz an der Elbe geschlagen, und die Sachsen mußten sich ergeben. — Der Kaiser sprach über Friedrich als einen Friedensbrecher die Acht aus; aber dieser veröffentlichte zu seiner Rechtfertigung die in Dresden gefundenen Urkunden, die jenen geheimen Bund betrafen.
3. Im Frühjahr 1757 fiel Friedrich in Böhmen ein, und seine Heere vereinigten sich bei Prag, in dessen Umgebung die Österreicher Stellung genommen hatten. General Schwerin wollte den ermatteten Soldaten einen Ruhetag gönnen; aber Friedrich sprach: „Frische Fische, gute Fische!" Und so begann sogleich, am 6. Mai, der preußische Angriff auf die stark verschanzten Anhöhen, auf denen die Feinde standen. Sumpfige Wiesen hemmten die Preußen am Vordringen; die feindlichen Geschosse rissen furchtbare Lücken, und die Reihen kamen ins Wanken. Da ergriff der dreiund-siebzigjährige Schwerin eine Fahne, stellte sich an die Spitze eines Regiments und rief: „Heran, meine Kinder!" Fünf Kugeln streckten ihn nieder. Aber die Soldaten beseelte neuer Mut. Friedrich durchbrach die feindlichen Reihen, und nach schweren Verlusten war endlich der Sieg errungen. Prag, von den geschlagenen Österreichern besetzt, wurde belagert. Da rückte der schlaue Daun mit einem Entsatzheere heran. Friedrich zog ihm entgegen, und bei Kollin (östlich von Prag) kam es am 18. Juni zur Schlacht. Anfangs waren die Preußen siegreich. Friedrich meinte, die schon wankenden Reihen der Feinde würden wenig Widerstand mehr leisten. Er ließ seinen linken Flügel ohne genügende Unterstützung. Seinen Truppen gingen Pulver und Blei aus, sie wurden vollständig geschlagen. Aber der König verzagte nicht und suchte den gesunkenen Mut seiner Soldaten zu heben, indem er zu ihnen sprach: „Kinder, ihr habt heute einen schweren Tag gehabt; aber ich will alles wieder gut machen!" Er zog sich mit seinem geschwächten Heere nach Sachsen zurück. Hier erhielt er noch andere traunge Nachrichten: Die Russen waren siegreich in Preußen vorgedrungen, und
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Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Frankreich Friedrichs_Spöttereien Sachsen Polen Brandenburg England Sachsen Pirna Sachsen Sachsen Dresden Prag Schwerin Prag Prag Sachsen
I
Geschichte.
121
6. Der Deutsch-Zranzöfische Krieg J870/7j(. a) Rnlaß. Die Franzosen hatten
die preußischen Ruhmestaten und die fortschreitende Einigung Deutschlands mit Besorgnis
verfolgt. Napoleon befürchtete seinen Thron zu verlieren, wenn er nicht durch einen
ruhmvollen Feldzug gegen Preußen sein wankendes Nnfehen bei dem ehrgeizigen Volke
befestigte. Tin Vorwand zum Kriege war bald gefunden. —Die Spanier boten 1870 dem
Prinzen Leopold von ksohenzollern die Königskrone an. Obgleich dieser Fürst, der dem
süddeutschen Zweige des kfohenzollerngeschlechtes angehörte, der Familie Napoleons näher
verwandt war als dem preußischen Königshause, erklärte die französische Negierung,
sie werde nicht dulden, daß ein k)ohenzoller den spanischen Thron besteige, weil darin
eine Bedrohung Frankreichs liege. Prinz Leopold verzichtete daraufhin auf die spanische
Krone. Nber nun verlangte der französische Botschafter, König Wilhelm solle an Napoleon
einen entschuldigenden Brief schreiben und versprechen, daß er auch für die Zukunft
dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Krone verbieten werde. Diese Zu-
mutung, sich vor Napoleon zu demütigen, wies König Wilhelm, der in Ems zur Kur
weilte, würdevoll zurück und erklärte, für ihn sei die Nngelegenheit durch den Verzicht
des Prinzen erledigt. Nls der französische Botschafter neue Unterredungen nachsuchte,
um seine Forderung zu wiederholen, ließ ihm der König sagen, er habe ihm nichts
weiter mitzuteilen. In der französischen Volksvertretung waren inzwischen heftige Reden
gegen Preußen gehalten worden, und in Paris zogen aufgeregte Menschenmassen mit
dem Ruse: „Nach Berlin!" durch die Straßen. Nls Bismarck die telegraphische Nachricht
von der Abweisung des französischen Botschafters in Ems veröffentlichte, stieg die Er-
regung in Paris auf den Gipfel. Der französische Kriegsminister teilte der Volks-
vertretung mit, zu einem Feldzuge sei alles völlig bereit, und so wurde der Krieg an
Preußen erklärt. — König Wilhelm reiste, von brausendem Jubel des Volkes auf allen
Bahnhöfen begrüßt, nach Berlin und befahl, das Heer kriegsbereit zu machen. Nm
Todestage seiner Mutter besuchte er die Gräber seiner Eltern und erneuerte dann òen
Grden vom Eisernen Kreuze. — Die süddeutschen Staaten, auf deren Abfall Napoleon Iii.
gerechnet hatte, stellten dem Bündnisse getreu ihre Truppen unter König Wilhelms
Befehl. Die wehrhaften Männer aller deutschen Stämme eilten unter dem Gesänge der
„Wacht am Rhein" zu den Waffen. Alldeutschland nahm den Kamps aus.
b) Die Ausstellung der Heere. In 14 Tagen und ohne Störung vollzog sich
nach den Plänen des Generals von Rloltke der Aufmarsch der deutschen Heere. Drei
große Armeen wurden gebildet. Die I. Armee sammelte sich zwischen Koblenz und
Trier; sie stand unter dem Befehle des Generals v. Steinmetz. Die Ii. Armee unter dem
Prinzen Friedrich Karl nahm in der Rheinpfalz Aufstellung. Die Iii. Armee setzte sich aus
den süddeutschen Truppen und drei preußischen Korps zusammen; sie wurde in der Gegend
von Mannheim zusammengezogen und von dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von
Preußen befehligt, dem wie 1866 General v. Blumenthal als Berater beigegeben war.
Zurverteidigung der Seeküsten gegen die überlegene französische Flotte waren 90 000 Mann
bestimmt. König Wilhelm begab sich mit Moltke, Roon und Bismarck an die Westgrenze
und übernahm den Oberbefehl über die drei Armeen. - Die Franzosen hatten zwei Heere
gebildet. Das eine, unter Bazaine (basähn), stand bei Metz, das andre, unter Mac
Mahon, bei Straßburg. Zu diesem gehörten auch die Turkos, mohammedanisch-arabische
Truppen, die aus Algier hergeholt worden waren. Napoleon hatte die Regierung seiner
Gemahlin, der Kaiserin Eugenie, übertragen und sich d^r Armee Bazaines angeschlossen.
c) Die Schlachten an der Grenze. Der Rusmarsch der französischen Truppen
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Preußen Friedrich Wilhelm Blumenthal Wilhelm Roon Metz Napoleon Eugenie
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreichs Paris Berlin Paris Berlin Rhein" Rheinpfalz Mannheim Algier
I
Geschichte.
89
stimmt. Friedrich mußte aber in Küftrin bleiben
und an der Regierungsbehörde, der „Kriegs- und
Domänenkammer", fleißig arbeiten, damit er die
Verwaltung des Landes genau kennen lernte. Der
sehr tüchtige Vorsteher der Kammer wies ihn darauf
hin, von welcher Wichtigkeit der Besitz des frucht-
baren und gewerbfleißigen Schlesiens f sowie die
ungehinderte Schiffahrt auf der Oder für Branden-
burg und Pommern sein würde.
3. Versöhnung mit dem Vater. Nach ein-
einhalb Jahren nahm der König den Prinzen wieder
in Gnaden auf. Er durfte zur Hochzeit seiner
Schwester nach Berlin kommen und wurde zum Oberst
eines Infanterieregiments ernannt. Die Zeit in
Küftrin war eine harte Schule für den Prinzen
gewesen. Als sein Vater ihm bald darauf die
Prinzessin Christine von Braunschweig, eine ver-
wandte des Kaisers, zur Gemahlin bestimmte, fügte
er sich schweigend, wenn auch mit tiefem Schmerze. Um das Lob des Königs zu ver-
dienen, widmete er sich mit großem Eifer der Ausbildung seines Regiments. Er lernte
seinen Vater auch jetzt besser verstehen. Als er im polnischen Erbfolgestreite (5. 87)
an den Rhein gesandt wurde, um den Krieg kennen zu lernen, sah er mit Stolz,
wieviel besser die preußischen Truppen waren als die kaiserlichen, und auf einer
Reise nach Ostpreußen erkannte er mit Staunen und Bewunderung, was sein Vater
für die Wohlfahrt des Landes geleistet hatte. Der König war mit ihm zufrieden
und schenkte ihm das Schloß Rheinsberg bei Reu-Ruppin. Dort hat Friedrich sich
ungestört mit Dichtkunst, Musik, Geschichte und andern Wissenschaften beschäftigt und
im Kreise von Freunden vier glückliche Jahre verlebt.
4. Friedrich wird König. Als Friedrich Wilhelm I. sein Ende nahen fühlte,
rief er den Kronprinzen an sein Lager, völlig versöhnt, schloß er den Sohn in die
Arme und warnte ihn sterbend vor dem Hause Habsburg, von dem Preußen nur Un-
dank geerntet habe. — Rach seiner Thronbesteigung traf Friedrich einige Änderungen.
Er schaffte die Folter bei der Rechtspflege ab und ließ den Zeitungen, die bis dahin
nur drucken durften, was ihnen zuvor erlaubt war, mehr Freiheit. Den Religions-
bekenntnissen gegenüber war er sehr duldsam und erklärte: „hier muß ein jeder nach
seiner Fasson selig werden!" Die Akademie der Wissenschaften erneuerte er. An der
sparsamen Staatsverwaltung aber wurde nichts geändert. Gleich seinem Vater wollte
Friedrich alles selbst beaufsichtigen, „sein eigner Minister sein". Die Potsdamer Riesen-
garde löste er zwar auf, errichtete jedoch für das Geld, das sie gekostet hatte, neue
Regimenter, so daß das Heer auf 90 000 Mann anwuchs.
Maria Theresia. Nach dem Tode Karls Vi., des letzten Habsburgers, trat seine Tochter
Maria Theresia die Herrschaft über die österreichischen Trblande an. Sie verheiratete sich mit
Franz von Lothringen und wollte die Wahl ihres Gemahls zum Kaiser durchsetzen. Der
Kurfürst von Bayern, der mit den Habsburgern verwandt war, erkannte aber die weibliche
Erbfolge nicht an und erhob Anspruch auf Land und Kaiserkrone. — Da die Versprechungen,
die Friedrich Wilhelm I. einst erhalten hatte, nicht erfüllt worden waren (S. 87, 5), machte
Friedrich Ii. die alten Rechte Preußens auf Schlesien geltend (5. 75, 7 u. 78); denn schon der
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Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Pommern Gnaden Berlin Rhein Ostpreußen Schloß_Rheinsberg Hause_Habsburg Karls Bayern
90
Geschichte.
Große Kurfürst hatte seinen Nachkommen eingeschärft, beim Nussterben der Habsburger An-
spruch auf die schlesischen Herzogtümer zu erheben. Maria Theresia aber nahm mutig den
Kampf um ihr Erbe und die Kaiserkrone auf.
5. Der Erste Schlesische Krieg. Friedrich bot Maria Theresia an, ihr gegen
ihre Feinde zu helfen und die Wahl ihres Gemahls zum Kaiser zu unterstützen, wenn
sie ihm Schlesien überließe. Sie lehnte jedoch das Ansinnen des Königs ab, das nach ihrer
Meinung unerhört war. Da überschritt dieser schnell entschlossen mit 20 000 Mann die
österreichische Grenze und nahm in kurzer Zeit den größten Teil Schlesiens, wo nur
geringe kaiserliche Besatzungen standen, in Besitz. Im Jahre 1741 kam es zwischen
Österreichern und Preußen zu der Schlacht bei Mollwitz. Gleich zu Knfang warf
die österreichische Keiterei die preußische völlig über den Haufen. Sodann aber zeigte
sich die Überlegenheit des preußischen Fußvolks. Unerschütterlich hielt es den feindlichen
Ueitern stand, ging hierauf unter dem Oberbefehl des Generals Grafen Schwerin wie
eine „lebende Mauer" in schnurgeraden Linien enggeschlossen auf den Feind los und
schlug ihn gänzlich in die Flucht. — 3m folgenden Jahre besiegte Friedrich die Österreicher
nochmals. Da schloß Maria Theresia, die von ihren andern Feinden hart bedrängt war,
mit ihm den Frieden zu Breslau, in dem sie Schlesien mit der Grafschaft Glatz an
Preußen abtrat. (Karte!) — Friedrich richtete in der neuerworbenen Provinz sogleich
preußische Verwaltung ein, hob Truppen aus und baute Festungen. Außerdem ver-
besserte er seine Keiterei und sammelte einen Kriegsschatz; denn er wußte wohl, daß
Maria Theresia versuchen würde, Schlesien zurückzuerobern.
6. Der Zweite Schlesische Urieg. Nach dem Frieden von Breslau hatte sich
Maria Theresias Lage erheblich gebessert. Der Kurfürst von Bayern, der als Karl Vii.
deutscher Kaiser geworden war, wurde von ihr aus seinem Lande vertrieben. Dann
richtete sie ihr Augenmerk auf die Wiedererwerbung Schlesiens, „der perle in der Krone
des Hauses Österreich", und schloß mit dem Kurfürsten von Sachsen zu diesem Zwecke
ein Bündnis. Da zog Friedrich zum zweiten Male das Schwert und rückte in Böhmen
ein. Bei hohenfriedberg (1745) fiel er unvermutet über die vereinigten Österreicher
und Sachsen her und erfocht einen herrlichen Sieg. Die preußische Keiterei tat sich hier
glänzend hervor. Die Bayreuth-Dragoner überritten 18 feindliche Bataillone und
eroberten 66 Fahnen. Koch in demselben Jahre schlug Leopold von Anhalt-Dessau die
sächsischen Truppen bei Kesselsdorf. Bald darauf wurde in Dresden der Friede ge-
schlossen (1745). Friedrich blieb im Besitz von Schlesien, erkannte aber Maria Theresias
Gemahl Franz als Kaiser an. — Durch die beiden ersten Schlesischen Kriege war Preußens
Macht so gestiegen, daß es im deutschen Keiche ebenbürtig neben Österreich trat; zugleich
war es eine Großmacht geworden, deren Stimme im Kate der Völker Europas gehört
werden mußte. Den jungen Preußenkönig aber nannte man „Friedrich den Großen".
7. Zehn Jahre Friedenzzeit. In der nun folgenden Friedenszeit war der König
eifrig für das wohl des Landes tätig. Das Heer vermehrte er auf 140 000 Mann und führte
zur Ausbildung der Truppen alljährliche große Herbstübungen (Manöver) ein. Er sammelte
auch einen Kriegsschatz von 14 Millionen Talern. — Erholung fand Friedrich in der
Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft. Kuf einer Anhöhe bei Potsdam ließ er nach
selbstentworfenen Plänen das Lustschloß Sanssouci (Ohne Sorge) errichten und ver-
sammelte dort einen Kreis gelehrter Männer um sich. Der König schmückte sein Schloß
mit herrlichen Gemälden und mit auserlesenen Werken der Bildhauerei. Eifrig pflegte er
die Musik und spielte selbst bei den abendlichen Konzerten meisterlich die Flöte. In Berlin
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Gemahl_Franz Maria Theresias Franz Friedrich Friedrich